1 00:00:06,800 --> 00:00:08,000 EASIT 2 00:00:08,080 --> 00:00:11,000 Training in leichter Zugänglichkeit für mehr Teilhabe. 3 00:00:12,200 --> 00:00:14,720 Das ist Einheit 1: Barrierefreie Mediennutzung. 4 00:00:14,800 --> 00:00:18,520 Element 2: Was ist Barrierefreiheit? Videovorlesung: Barrierefreiheit. 5 00:00:18,600 --> 00:00:19,880 Ich bin Anna Matamala 6 00:00:19,960 --> 00:00:22,080 von der Universitat Autònoma de Barcelona. 7 00:00:22,160 --> 00:00:26,000 In dieser Videovorlesung versuche ich, Barrierefreiheit zu definieren. 8 00:00:26,840 --> 00:00:30,920 Wenn ich einen Theater-, Schuldirektor oder Bürgermeister fragte, 9 00:00:31,000 --> 00:00:34,200 ob sein Theater, seine Schule oder Stadtverwaltung barrierefrei sei, 10 00:00:34,280 --> 00:00:36,600 Würden die meisten mit "Ja na klar!" antworten, 11 00:00:36,680 --> 00:00:40,200 "Wir haben barrierefreie WCs und eine Rampe für Rollstuhlfahrer." 12 00:00:40,280 --> 00:00:44,280 Unter Barrierefreiheit versteht man oft einen Zugang für Menschen 13 00:00:44,360 --> 00:00:46,960 mit eingeschränkter Mobilität zu ermöglichen. 14 00:00:47,360 --> 00:00:51,040 Barrierefreiheit ist aber mehr als eine Rampe für Rollstuhlfahrer, 15 00:00:51,120 --> 00:00:53,840 auch wenn gut gestaltete Rampen von Bedeutung sind. 16 00:00:54,280 --> 00:00:58,240 Die UN-Behindertenrechtskonvention, 17 00:00:58,800 --> 00:01:00,320 kurz UN-BRK, 18 00:01:00,880 --> 00:01:04,520 beinhaltet einen ganzen Artikel zur Barrierefreiheit. 19 00:01:04,880 --> 00:01:06,880 Ich lese den ersten Absatz vor: 20 00:01:07,760 --> 00:01:11,000 "Um Menschen mit Behinderungen eine unabhängige Lebensführung 21 00:01:11,080 --> 00:01:14,400 und die volle Teilhabe in allen Lebensbereichen zu ermöglichen, 22 00:01:14,480 --> 00:01:17,760 treffen die Vertragsstaaten geeignete Maßnahmen mit dem Ziel, 23 00:01:17,840 --> 00:01:21,440 für Menschen mit Behinderungen den gleichberechtigten Zugang 24 00:01:21,520 --> 00:01:23,960 zur physischen Umwelt, zu Transportmitteln, 25 00:01:24,040 --> 00:01:26,280 Information und Kommunikation, 26 00:01:26,360 --> 00:01:30,640 einschließlich Informations- und Kommunikationstechnologien und-systemen, 27 00:01:30,720 --> 00:01:33,040 sowie zu anderen Einrichtungen und Diensten, 28 00:01:33,120 --> 00:01:36,920 die der Öffentlichkeit in städtischen und ländlichen Gebieten offenstehen 29 00:01:37,000 --> 00:01:40,200 oder für sie bereitgestellt werden, zu gewährleisten." 30 00:01:40,280 --> 00:01:43,680 Bei Barrierefreiheit geht es nicht nur um physischen Raum, 31 00:01:43,760 --> 00:01:46,680 sondern auch um Kommunikation und Information. 32 00:01:47,040 --> 00:01:50,840 In Wirklichkeit gibt es verschiedene Arten von Barrierefreiheit. 33 00:01:51,280 --> 00:01:55,560 Zum Beispiel physische Barrierefreiheit, kognitive Barrierefreiheit, 34 00:01:55,640 --> 00:01:57,320 sensorische Barrierefreiheit, 35 00:01:57,400 --> 00:02:01,120 wenn jemand keinen Zugang zu visuellen und akustischen Elementen hat. 36 00:02:01,280 --> 00:02:04,880 Außerdem spreche ich über sprachliche Barrierefreiheit, 37 00:02:04,960 --> 00:02:07,320 wenn jemand eine Sprache nicht versteht. 38 00:02:07,400 --> 00:02:09,000 Soziale Barrierefreiheit, 39 00:02:09,080 --> 00:02:12,920 wenn jemand keinen Zugang aufgrund sozioökonomischer Faktoren hat. 40 00:02:13,320 --> 00:02:15,720 Eine weitere Sichtweise auf Barrierefreiheit 41 00:02:15,800 --> 00:02:19,320 ist aus der Perspektive auf den Inhalt, der barrierefrei gestaltet wird. 42 00:02:19,400 --> 00:02:22,240 Man kann über audiovisuelle Barrierefreiheit, 43 00:02:22,320 --> 00:02:25,320 Barrierefreiheit in geschriebenen Text und viele weitere sprechen. 44 00:02:25,400 --> 00:02:27,320 Betrachtet man die Umgebung, 45 00:02:27,400 --> 00:02:29,560 in dem spezifischer Inhalt zu finden ist, 46 00:02:29,640 --> 00:02:32,120 könnten wir über Barrierefreies Web sprechen, 47 00:02:32,360 --> 00:02:35,840 Barrierefreiheit bei darstellenden Künsten, in Museen usw. 48 00:02:37,000 --> 00:02:41,160 Die Norm EN 17161:2019 "Design für alle" 49 00:02:41,800 --> 00:02:44,480 definiert Barrierefreiheit folgendermaßen: 50 00:02:46,680 --> 00:02:50,680 Produkte, Systeme, Dienstleistungen, Umgebungen und Einrichtungen 51 00:02:50,920 --> 00:02:53,320 können von einer Bevölkerungsgruppe 52 00:02:53,640 --> 00:02:55,840 mit den weitesten Benutzeranforderungen, 53 00:02:55,920 --> 00:02:58,240 Eigenschaften und Fähigkeiten genutzt werden, 54 00:02:58,320 --> 00:03:02,280 um bestimmte Ziele im bestimmten Nutzungskontext zu erreichen. 55 00:03:02,880 --> 00:03:05,040 Ein Hinweis zu diesem Eintrag gibt an, 56 00:03:05,600 --> 00:03:07,720 dass der Nutzungskontext eine direkte Nutzung 57 00:03:07,800 --> 00:03:10,920 oder eine unterstützte Nutzung durch Assistenztechnologien beinhaltet. 58 00:03:11,000 --> 00:03:14,320 Beim Lesen anderer ISO-Definitionen von Barrierefreiheit, 59 00:03:14,400 --> 00:03:16,920 zugänglich in der ISO-Internetplattform, 60 00:03:17,320 --> 00:03:18,720 wird man feststellen, 61 00:03:18,800 --> 00:03:21,920 dass Barrierefreiheit unterschiedlich definiert wird: 62 00:03:22,000 --> 00:03:24,720 Z.B. Gebrauchtstauglichkeit eines Produkts, einer Dienstleistung, 63 00:03:24,800 --> 00:03:26,280 Umgebung oder Einrichtung 64 00:03:26,360 --> 00:03:29,320 für Menschen mit weitester Palette an Fähigkeiten; 65 00:03:29,400 --> 00:03:33,000 ist leichtes Nutzen einer Dienstleistung oder einer Einrichtung. 66 00:03:33,080 --> 00:03:34,560 Obwohl Barrierefreiheit 67 00:03:34,880 --> 00:03:36,960 ausschließlich oder hauptsächlich 68 00:03:37,040 --> 00:03:40,560 gewisse Personengruppen mit Behinderungen betraf, 69 00:03:41,080 --> 00:03:44,720 was nach Gian Maria Greco ein "partikularische Darstellung" ist, 70 00:03:45,200 --> 00:03:49,360 gibt es jetzt einen Schritt in Richtung einer universellen Darstellung. 71 00:03:49,440 --> 00:03:51,480 Das bedeutet, dass Barrierefreiheit 72 00:03:51,560 --> 00:03:54,200 alle Menschen betreffen soll. 73 00:03:54,720 --> 00:03:58,160 Tatsächlich verbessern viele Anforderungen an Barrierefreiheit 74 00:03:58,240 --> 00:03:59,840 die Benutzbarkeit für alle. 75 00:04:00,120 --> 00:04:01,440 Ein typisches Beispiel: 76 00:04:01,520 --> 00:04:04,160 Untertitel können auch hörenden Menschen nützen, 77 00:04:04,240 --> 00:04:08,000 wenn audiovisuelle Inhalte ohne Lautstärke angeschaut werden. 78 00:04:08,560 --> 00:04:11,160 Lassen Sie uns einen Schritt weiter gehen: 79 00:04:11,560 --> 00:04:15,360 Wie hängt Barrierefreiheit mit Gebrauchstauglichkeit zusammen? 80 00:04:16,400 --> 00:04:20,800 Gebrauchstauglichkeit ist in der Norm ISO 9241-11 wie folgt definiert: 81 00:04:21,240 --> 00:04:25,080 "Produkte können von bestimmten Nutzern genutzt werden, 82 00:04:25,600 --> 00:04:27,720 um bestimmte Ziele mit Effektivität, 83 00:04:27,800 --> 00:04:29,000 Effizienz 84 00:04:29,320 --> 00:04:30,520 und Zufriedenheit 85 00:04:30,880 --> 00:04:33,520 in einem bestimmten Nutzungskontext zu erreichen." 86 00:04:33,600 --> 00:04:36,920 Bestimmte Nutzer beinhalten Menschen mit Behinderungen 87 00:04:37,280 --> 00:04:39,240 und bestimmte Nutzungskontexte 88 00:04:39,320 --> 00:04:42,200 beinhalten Überlegungen zur Barrierefreiheit, 89 00:04:42,280 --> 00:04:45,960 dann könnte Gebrauchstauglichkeit als Oberbegriff betrachtet werden. 90 00:04:46,320 --> 00:04:48,200 Das Problem für manche dabei ist, 91 00:04:48,360 --> 00:04:51,560 dass häufig die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen 92 00:04:51,640 --> 00:04:52,600 vernachlässigt werden, 93 00:04:52,680 --> 00:04:54,800 da sie von manchen für die Gebrauchstauglichkeit 94 00:04:54,880 --> 00:04:57,040 Zuständigen außer Acht gelassen werden. 95 00:04:57,120 --> 00:04:58,800 Es gibt nicht nur schwarz und weiß 96 00:04:58,880 --> 00:05:01,680 und ich würde Ihnen raten, mehr zu diesem Thema zu lesen, 97 00:05:01,760 --> 00:05:03,920 um sich besser dazu zu positionieren. 98 00:05:04,600 --> 00:05:05,800 Es wäre zu überlegen, 99 00:05:05,880 --> 00:05:08,200 ob man sich über die Behinderung hinwegbewegt 100 00:05:08,280 --> 00:05:10,080 und den Fokus auf Fähigkeiten legt. 101 00:05:10,160 --> 00:05:11,840 In einem Artikel von 2019, 102 00:05:11,920 --> 00:05:15,000 den ich in Hikma mit Belén Agulló und Pilar Orero veröffentlichte, 103 00:05:15,080 --> 00:05:16,200 behaupteten wir, 104 00:05:16,280 --> 00:05:19,880 dass die Nutzerauswahl anhand sensorischer Beeinträchtigungen 105 00:05:19,960 --> 00:05:22,680 nicht die beste Strategie in der Forschung ist. 106 00:05:22,760 --> 00:05:26,400 Da andere Fähigkeiten (z.B. technologische Fähigkeiten) 107 00:05:26,480 --> 00:05:29,200 einen größeren Einfluss auf die Ergebnisse haben können. 108 00:05:29,280 --> 00:05:30,600 Auch wäre zu überlegen, 109 00:05:30,680 --> 00:05:33,360 ob man sich über Barrierefreiheit hinwegbewegt 110 00:05:33,440 --> 00:05:37,000 und den Fokus auf Personalisierung und Anpassung setzt? 111 00:05:37,640 --> 00:05:41,320 Mit der Personalisierung könnte das System Sie identifizieren 112 00:05:41,400 --> 00:05:44,840 und Ihnen eine Erfahrung basierend auf Ihrem Verhalten anbieten. 113 00:05:45,240 --> 00:05:49,160 Die Anpassung würde Ihnen erlauben, Ihre Erfahrung zu verändern 114 00:05:49,240 --> 00:05:50,760 um Ihre Bedürfnisse zu decken. 115 00:05:50,840 --> 00:05:52,360 Ich lasse diese Fragen offen, 116 00:05:52,440 --> 00:05:55,280 damit Sie Ihre eigenen Ideen dazu entwickeln können. 117 00:05:55,360 --> 00:05:57,880 Diese Videovorlesung wurde erstellt von Anna Matamala 118 00:05:57,960 --> 00:06:00,000 von der Universitat Autònoma de Barcelona. 119 00:06:00,320 --> 00:06:03,560 Sie erreichen mich unter anna.matamala@uab.cat 120 00:06:04,880 --> 00:06:05,920 Bilder 121 00:06:06,000 --> 00:06:07,200 Quellen: 122 00:06:07,280 --> 00:06:08,480 pixabay.com, 123 00:06:08,560 --> 00:06:10,560 publicdomainvectors.org, 124 00:06:10,640 --> 00:06:13,000 stockfreeimages.com 125 00:06:13,080 --> 00:06:14,280 Lizenz: 126 00:06:14,360 --> 00:06:15,520 Pixabay Licence, 127 00:06:15,600 --> 00:06:16,760 CC0 128 00:06:17,560 --> 00:06:21,080 Das EASIT-Projekt wird unterstützt von der Europäischen Kommission 129 00:06:21,440 --> 00:06:23,320 im Sinne des Erasmus+ Programmes 130 00:06:23,400 --> 00:06:25,720 für strategische Hochschulpartnerschaften 131 00:06:25,800 --> 00:06:32,640 Finanzhilfevereinbarung 2018-1-ES01-KA203-05275. 132 00:06:32,720 --> 00:06:36,160 Die Unterstützung der Europäischen Kommission dieser Produktion 133 00:06:36,240 --> 00:06:39,200 setzt keine Zustimmung zu den Inhalten voraus, 134 00:06:39,280 --> 00:06:41,720 die nur die Meinung der Urhebenden darstellen, 135 00:06:41,800 --> 00:06:44,600 sodass die Kommission keine Verantwortung übernimmt 136 00:06:44,680 --> 00:06:47,720 für Nutzungen der darin enthaltenen Informationen. 137 00:06:48,160 --> 00:06:51,160 Dieses Produkt unterliegt einer Creative Commons Lizenz, 138 00:06:51,240 --> 00:06:54,600 der internationalen Attribution-ShareAlike 4.0 Lizenz. 139 00:06:55,120 --> 00:06:57,240 Partnerschaften des EASIT-Projekts: 140 00:06:57,320 --> 00:06:59,720 Universitat Autònoma de Barcelona 141 00:07:00,120 --> 00:07:02,400 Università degli Studi di Trieste 142 00:07:02,480 --> 00:07:04,120 Universidade de Vigo 143 00:07:04,200 --> 00:07:06,440 Stiftung Universität Hildesheim 144 00:07:06,520 --> 00:07:07,840 SDI München 145 00:07:07,920 --> 00:07:09,560 Dyslexiförbundet 146 00:07:09,640 --> 00:07:11,440 Radio Televizija Slovenija 147 00:07:11,520 --> 00:07:12,880 Zavod Risa 148 00:07:19,400 --> 00:07:20,640 EASIT 149 00:07:20,720 --> 00:07:23,640 Training in leichter Zugänglichkeit für mehr Teilhabe. 150 00:07:23,720 --> 00:07:25,720 Untertitelt von: Anzhela Maßmeyer.